Wednesday, 18.11.2020 ab 20:00
2019 sympathisierte in Deutschland laut einer Umfrage jeder fünfte Bürger mit einer Diktatur. Ein Großteil hielt parlamentarische Politik für eine theatrale Inszenierung und unsere Politiker für Marionetten. 2020 standen dann die Parlamente und Theater plötzlich mehrere Monate leer und die Menschen begannen auch jenseits der Bühne Masken zu tragen. Theater und Politik waren überall und nirgendwo. Wir hätten damals Zeit gehabt, uns auf etwas Anderes zu verständigen, tabula rasa zu machen, nochmal wirklich von vorne anzufangen. Doch alle schauten gebannt auf den vermeintlich unvermeidlichen Gang der Dinge, und warteten, dass etwas geschehen würde, was doch in Wirklichkeit immer längst geschehen war.
Die Führung „Das Parlament“ blickt aus einer Zukunft, in der es keine repräsentative Politik mehr gibt, zurück auf die Parlamente als Ruinen einer vergangenen Zeit. Auf der Suche nach etwas, was es vielleicht nie gegeben hat, leitet sie ihr Publikum durch den Römer, das einst stolze Wahrzeichen der Stadt Frankfurt und den Sitz der Stadtverordnetenversammlung. Was war repräsentative Demokratie, wie hat sie funktioniert und woran ist sie gescheitert? Fundstücke aus einer beinahe schon vergessenen Gegenwart setzen sich zusammen zu dem Museum einer möglichen Zukunft. „Das Parlament“ ist Teil des Langzeitprojekts „Nach dem Ende der Versammlung“, in dem sich die Performancegruppe andpartnersincrime mit neuen Formen der Versammlung auseinandersetzt.